MARIE REITH Stückgutfrachter (Tramp – weltweit)
In einem kalten Winter, Anfang 1972, bin ich mit der Bahn von Hamburg nach Savona (Italien) gefahren um auf der „Marie Reith“ anzumustern. Die „Marie“ war ein zwei Luken (Doppelluken) Schiff mit A-Masten. 1.866 Brt. Lieber Leser, ich will mich kurz fassen, der Törn den ich hier aufzeigen möchte, er spricht für sich selbst. Von Savona (Italien) fuhren wir, ich war der einzige Deutsche an Deck, nach Volos (Griechenland) und löschten dort Zelloulose. Im Ballast verholten wir dann nach Sousse (Tunesien) und luden Salz für Norwegen. Nach Beendigung der Löscharbeiten in Bodö (Norwegen) dampften wir wieder im Ballast durch die Nordsee, nach Süden, in den englischen Kanal. Boulogne (Frankreich) war unser nächstes Ziel. Hier luden wir Eisenerz für Sydney (Cape Breton/Kanada). Der „Alte“ war der Meinung wir könnten ja ein paar Tonnen Erz mehr laden, dafür bunkern wir dann eben etwas weniger Trinkwasser. Also, ab Auslaufen Boulongne der Vermerk am schwarzen Brett, „Bitte nicht duschen“ Wassermangel!!! Im Nordatlantik bekamen wir dann auch noch richtig einen auf den Sack. Kurz vor Kanada schlug das Wetter um und wir hatten sofort Minustemperaturen und Eisfahrt, begleitet von einem Eisbrecher ging aber alles gut. In Sydney löschen wir unser Erz und luden, während eines Schneesturms, Pflanzkartoffeln für Puerto Cabello (Venezuela). Auf dieser Nord – Süd Reise hatten wir beim Auslaufen Temperaturen von minus 28 Grad in Kanada und in Venezuela plus 32 Grad beim Einlaufen. Innerhalb von knapp drei Wochen so einen deftigen Temperaturunterschied. Zauberhaft!!! Nach Löschende zockelten wir wieder mal im Ballast Schiff,weiter gen Süden die Küste entlang, ins Amazonas Delta. Hier luden wir Edelhölzer für Newport News (USA).
Nachdem wir in Newport News (Ostküste USA) einliefen, wurde ich sofort in ein Krankenhaus eingewiesen. Akute, eitrige Mandelentzündung mit 40 Grad Fieber. Nach zirka einer Woche bin ich dann meinem Dampfer gefolgt und nachgeflogen. => Newport News => New York => Montreal (Übernachtung) => Quebec. Von Quebec aus per PKW durch die verschneiten Berge Kanadas zum Schiff nach Trois Rivieres. Nun ging es voll Schiff nach Europa zurück. In Le Havre (Frankreich) wechselte dann die komplette Crew.
Dies war mal eine grobe Auflistung über die Reisen, die ich auf der „Marie Reith“ im Jahre 1972 gemacht habe.
Wir hatten damals eine wirklich gute Gemeinschaft.